Während wir uns durch das frühe 21. Jahrhundert bewegen, wird es immer offensichtlicher, dass wir in einer Zeit leben, die treffend als die „postmodernen 1930er Jahre“ beschrieben werden kann. Diese Ära ist durch verblüffende Ähnlichkeiten mit den turbulenten 1930er Jahren gekennzeichnet: eine Krise der Lebenshaltungskosten, das Wiederaufleben rechtsextremer Ideologien, ein Anstieg der Gewalt, eine wachsende Missachtung der Menschenrechte und ein schleichender Autoritarismus, selbst unter zentralistischen Regierungen. Es ist, als ob sich schlechtes Wetter über (einigen Teilen) von Mutter Planet Erde angesammelt hätte.
Ob in Italien, Ungarn, den USA, Frankreich oder (wie gestern leider bestätigt) in Ostdeutschland: ein rechter Populismus fordert die demokratische Ordnung immer mehr heraus und erzwingt drüber eine globale Debatte. Wo kommt diese Faszination für das Autoritäre eigentich her?
Menschen, die einmal das Gift der Selbsttäuschung gekostet haben, können sich nie wieder retten ... Sicherlich spielen mit blindenden US or China Tech und sozialen medien Emotionen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle: Nur für globale Minderheiten mit Zugang zu limitierten Inszenierungen und Theaterstücken bleiben als Rescue-Orte für kurz blinkende Erwähnungen, dass Gefühligkeit den Diskursalltag in Parallelgesellschaften prägt und der halbwegs rationale Austausch von Argumenten kaum mehr funktionieren.
Darüber hinaus sind wir mit einer beispiellosen globalen Herausforderung konfrontiert: der Klimakrise, die die Lebensgrundlagen auf der Erde bedroht. Anzahl der Städte ein Monat lang über 50 Grad Celcius wuchs weltweit von 2 auf 10 dieses Jahr. Fast 200 Quadratkilometern Waldbrand zudem in der Nähe von Athens war Europas größte in 2024. Die Flammen waren aber Teil einer langjährigen globalen Einbahnstraße, weil in einer sich dynamisch erwärmender Erdkugel es häufiger und haufiger brennt. Nicht nur in der EU, aber auch in Südamerika wie Amazonien oder Nordamerika wie Kanada wüteten Brände zuletzt auffällig stark.
Können wir den Klimawandel verlangsamen? Werden wir dieses Mal schlauer, um das Böse zu erkennen? Wird Fachismus diesmal auch verschwinden?
Sehr viele Bedrohungen auf einmal?
Sicher ist: es lohnt sich für Gesellschaften in Humankapital zu investieren. Es lohnt sich, wieder mit Leidenschaft zu lesen…
z.B. das Buch von Kenzaburô Ôe: A personal Matter
Menschen, die einmal das Gift der Selbsttäuschung gekostet haben, können sich nie wieder retten ist auch Ôe's Thema: Bird, ein Privatschullehrer, sucht in seinen Träumen von einer Reise nach Afrika nach Erlösung von den Schmerzen der Einsamkeit und Entfremdung in der großstädtischen Umgebung. Die Geburt seiner Frau steht jeden Moment bevor und seine Hoffnung auf eine Reise nach Afrika, die mit der Heirat schwindet, wird mit der Geburt des Kindes völlig ausgelöscht. Und als das Kind mit einer seltenen Anomalie wie einem Gehirnvorfall zur Welt kommt, findet sich Bird mitten in einem Albtraum wieder. Die Scham und die Angst, die er empfindet, führen dazu, dass er zuerst Alkohol trinkt und vor seinen Pflichten davonläuft und dann das Kind als Feind sieht, der so schnell wie möglich vom Erdboden getilgt werden muss ... A personal matter ist auch die Geschichte des 1994 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten japanischen Schriftstellers, der ebenfalls ein behindertes Kind hat. Eines seiner wichtigsten Werke, das ihn auf der ganzen Welt bekannt gemacht hat.
Es lohnt sich also, wieder mit Leidenschaft zu lesen… um Hoffnung zu verbreiten, dass Natur’s kompliziertestes Organ, das menschliche Gehirn und sein schöpferisches Potenzial mit durchschnittlich 86 Milliarden Nervenzellen harmonischer, präziser, und koordinierter funktioniert und es auch in der Zukunft so tun wird - gegen Me too-Emotionen-als Fast-Food ähnliche Nachahmung der echten Kopf- bzw. Küchenarbeit.
In solch unsicheren Zeiten glaube ich, dass Inklusion und Integration trotz der Boluvard- Ressentiments gegen Migration die wichtigsten Rollen eben in diesen Parallelgesellschaften spielen. So helfen, wie Many Many Beginnings tiefgründig beschriebt, moderne Kunst und Literatur dem Einzelnen, diese neue Weltordnung zu verstehen, und bieten einen Rahmen für Reflexion, Widerstand und Erneuerung. Und dies für jeden, ob Introvert oder Extrovert, mit oder ohne Sprachbarriere!
Denn heutzutage können für eine Person mit einer Hörbehinderung digitale Lösungen wie Untertitelung, Gebärdensprachdolmetscher oder Screenreader den Zugang zu Informationen erheblich erleichtern. Im beruflichen Umfeld bedeutet dies, dass eine behinderte Person gleichberechtigt an Meetings, Konferenzen und Schulungen teilnehmen kann, was ihre berufliche Weiterentwicklung und Integration erheblich unterstützt und volkswirtschaftlich ein verstecktes Potenzial birgt. Unternehmen, die auf solche barrierefreien Lösungen setzen, profitieren nicht nur von der Vielfalt und den unterschiedlichen Perspektiven ihrer Mitarbeitenden, sondern stärken auch ihr Ansehen als integrative und zukunftsorientierte Arbeitgeber.
Auf sozialer Ebene fördert zudem sprachliche Barrierefreiheit die Interaktion und das Verständnis zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen. Sie schafft die Grundlage für eine inklusive Gesellschaft, in der jeder die gleichen Chancen und Möglichkeiten hat. Durch den Abbau von Barrieren können Vorurteile abgebaut und das soziale Miteinander gestärkt werden. Menschen mit Behinderungen können aktiv am kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen, was zu einer stärkeren Gemeinschaft und einem respektvolleren Umgang miteinander führt.
Die Förderung ist somit meines Erachtens mit den Paralympischen Spielen vergleichbar. Beide Bereiche zeigen, wie Inklusion nicht nur einen sozialen Mehrwert schafft, sondern auch enorme wirtschaftliche Chancen bietet. Die Paralympischen Spiele, wie jüngst in Paris, verdeutlichen, dass die Förderung von Menschen mit Behinderungen nicht nur zur sozialen Integration beiträgt, sondern auch neue Märkte und Wirtschaftszweige erschließt.
Ähnlich wie der Sport Menschen mit Behinderungen eine Plattform bietet, um ihr Potenzial zu zeigen, ermöglichen barrierefreie Lösungen im digitalen und analogen Bereich sprachbehinderten Menschen, ihre Fähigkeiten und Talente voll auszuschöpfen. In beiden Fällen entsteht ein positiver Rückkopplungseffekt: Die Gesellschaft wird sensibilisiert und offener für Inklusion, während zugleich wirtschaftliche Impulse gesetzt werden. Wie die Austragung der Paralympischen Spiele in Paris Tourismus, Medienrechte und lokale Wirtschaft fördert, schaffen barrierefreie Technologien neue Marktsegmente und Beschäftigungsmöglichkeiten, insbesondere in den Bereichen Technik, Bildung und Dienstleistungen.
Darüber hinaus verdeutlichen die Paralympischen Spiele, dass Investitionen in Inklusion langfristig zu einer dynamischeren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft führen. Wenn sprachliche Barrieren überwunden werden, können Unternehmen das volle Potenzial ihrer Belegschaft nutzen und auf ein vielfältigeres Kunden- und Talentpool zugreifen. Wie die Paralympics eine Bühne für außergewöhnliche sportliche Leistungen und menschliche Widerstandskraft sind, fördern barrierefreie Kommunikationslösungen Innovation und Kreativität in der Arbeitswelt.
Beide Beispiele zeigen, dass Inklusion nicht nur ethisch geboten ist, sondern auch als Motor für wirtschaftliches Wachstum dient. Dabei spielen moderne Technologien die Schlüsselrolle. Sie bieten innovative und flexible Lösungen, die es ermöglichen, Barrieren in Echtzeit zu überwinden: Von digitalen Plattformen, die automatische Übersetzungen und Untertitelungen anbieten, bis hin zu Apps, die Gebärdensprachdolmetscher in Sekundenschnelle zugänglich machen – diese Technologien ermöglichen es Menschen mit Behinderungen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu bereichern. Eine barrierefreie Kommunikation ist somit nicht nur ein technischer Fortschritt, sondern ein wesentlicher Schritt hin zu einer integrativen und gerechteren Welt.
In den kommenden Jahren werden daher die wirtschaftlichen Potenziale in der EU für Technologieunternehmen wie VerbaVoice, die sich auf Inklusion und sprachliche Barrierefreiheit spezialisieren, erhebliche Chancen bieten. Im Vergleich zu den USA z.B. zeigt sich die EU als sozial vielversprechender Markt, da sie in den letzten Jahren verstärkt Anstrengungen unternommen hat, die Barrierefreiheit sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene zu fördern. Die Europäische Union hat klare gesetzliche Vorgaben und Richtlinien, wie die Europäische Barrierefreiheitsrichtlinie (European Accessibility Act), die ab 2025 in Kraft tritt und Unternehmen dazu verpflichtet, barrierefreie Lösungen für digitale und analoge Kommunikationswege bereitzustellen. Diese Richtlinie stellt eine bedeutende Chance für Unternehmen dar, die sich auf die Verbesserung der sprachlichen Barrierefreiheit fokussieren.
Soziale Unternehmen, mit ihrem Angebot an Schrift- und Gebärdensprachdolmetscher:innen, sind meines Erachtens heute gut positioniert, um von diesen neuen Regelungen zu profitieren. Der steigende Bedarf an Gebärdensprachdolmetscher:innen, besonders bei öffentlichen Institutionen aber auch generell für Veranstaltungen, Meetings und Konferenzen, unterstreicht die Wichtigkeit der Anerkennung der sprachlichen Barrierefreiheit für eine integrative Gesellschaft in der EU. Die USA hingegen haben zwar auch bedeutende Vorschriften, wie den Americans with Disabilities Act (ADA), aber der Markt in Europa könnte durch verstärkte sozialstaatliche Unterstützung und ein zügiger wachsendes Bewusstsein für Inklusion gesunder wachsen, wenn vor allem die Nachfrage nach digitaler und analoger Zugänglichkeit auf persönlicher und institutioneller Ebene in Europa zunehmend als essentielle Notwendigkeit anerkannt wird.
Indem man sich letztenendes seinen eigenen Ängsten, Schamgefühlen und moralischen Dilemmata stellt, können sich politische Entscheidungsträger in den „postmodernen 1930er Jahren“ so vielleicht öfter auf Reisen der Selbstverwirklichung begeben, die sie zu einem tieferen Verständnis des Wertes von Empathie und menschlicher Verbundenheit führt; denn nur durch diesen inneren Kampf kann ein breiteres gesellschaftliches Bedürfnis nach Selbstbeobachtung und einem empathischeren Ansatz zur Erreichung des Friedens und Klimaziele- ob zu Hause, im Büro oder im Parlament widerspiegelt werden.
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